Profis pochen auf stetige Dividenden


Viele Aktien bieten für Anleger mit langem Atem Ausschüttungsrenditen von 20 Prozent und mehr
Dividenden waren nach dem Platzen der High-Tech-Blase gefragt und sind es wieder nach der jetzt eingeläuteten Zinswende in den USA. Weil Investoren angesichts steigender Inflationsrisiken höhere Zinsen und schwächere Börsen fürchten, schwanken die Kurse stärker.

Untersuchungen zeigen, dass Anleger in solch schwierigen Aktienzeiten mit Werten gut fahren, die eine hohe Dividende bieten. Noch wichtiger ist aber, dass die Ausschüttungen kontinuierlich steigen, wie langjährige Berechnungen zeigen. Gemessen am Einstiegskurs erhöht sich auf diese Weise die Dividendenrendite kontinuierlich. In den letzten 25 Jahren stieg sie etwa bei Altana, Beiersdorf, Eon, Leoni sowie Schering und Siemens auf jeweils über 25 % (siehe Tabelle).

Die Börsenrally seit gut einem Jahr hat die Dividendenrendite zwar kräftig sinken lassen — im Deutschen Aktienindex (Dax) auf durchschnittlich gut 2 % und im MDax auf nur noch 1,5%. Grund für das Abschmelzen ist, dass sich die Rendite bei gleichbleiben Ausschüttung und einer Kursverdoppelung halbiert. Wer allerdings auf Firmen setzt, die ihre Ausschüttungen regelmäßig anheben, muss keine geringeren Renditen in Kauf nehmen. Dabei darf die Dividendenrendite zum Kaufzeitpunkt durchaus niedrig sein. Auf die vergangenen 25 Jahre gerechnet, gehören nach Angaben des Stuttgarter Vermögensverwalters Georg Thilenius die Pharmakonzerne Altana und Schering, der Energieversorger Eon und der Elektrotechnikriese Siemens im Dax sowie der Kosmetikhersteller Beiersdorf, der Kabelspezialist Leoni und die Mittelstandsbank IKB im MDax zu den Rendite-Champions. Grund: die permanent gestiegenen Dividenden, beispielsweise bei Beiersdorf von zwölf Cent auf 1,60 Euro oder bei Eon von 26 Cent auf 1,90 Euro.

Eine Prognose über künftige Dividendenzahlungen ist zwar schwer, doch ein Blick auf die Dividendenpolitik der Unternehmen lohnt sich. „Anleger fahren mit langfristig planenden Konzernen und starkem Familieneinfluss wie Beiersdorf und Altana besser als mit solchen, wo kurzfristig agierende Manager das Sagen Dividenden-Champions haben”, sagt Thilenius. Bei Beiersdorf und Altana üben die Familien Herz beziehungsweise Quandt großen Einfluss auf die Firmenstrategie aus. Häufige Strategiewechsel, die das Gewinnwachstum stark schwanken lassen, wie etwa bei Daimler-Chrysler, gibt es nicht.

Finanzmarktexperten gehen davon aus, dass für die Unternehmensmanager die Dividendenpolitik immer wichtiger wird, weil Investoren den Druck erhöhen. ,,Die Forderungen, Aktionäre stärker am Erfolg des Unternehmens zu beteiligen, werden lauter. Dabei honorieren die Kapitalmärkte zunehmend eine konstante und steigende Dividendenrendite. Diese gehört zu den substanziellen Kennziffern für die Beurteilung einer Aktie”, sagt Baki Irmak von der DWS, Deutschlands größter Fondsgesellschaft.

Vorbild sind die USA. Konzerne wie Altria, Pfizer, Procter & Gamble, Anheuser Busch und Johnson & Johnson erhöhen nach Meinung von Thilenius vor allem auf Druck institutioneller Adressen in guten Zeiten ihre Ausschüttungen - und halten sie in schlechten Phasen konstant. „Große Pensionsfonds sind in solchen Aktien investiert und rücken den Unternehmen auf die Pelle, weil ihre Anleger auf die Ausschüttungen angewiesen sind.” (Autor: ULF SOMMER)

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